Die «Icon of the Seas» hat am Hafen von Miami zur Jungfernfahrt abgelegt – mit 20 Sonnendecks, 16 Pools und einer Eishalle. 10000 Personen haben Platz auf dem Schiff der Superlative.
Dennis Hoffmeyer
4 min
Sie sieht aus wie ein überdimensioniertes Kinderspielzeug, ist in der Realität aber eine schwimmende Kleinstadt mit Freizeitparkcharakter. Ihr Name: «Icon of the Seas».
Die Besitzerin, die amerikanische Reederei Royal Caribbean International, liess die «Icon of the Seas» am Samstag zum ersten Mal ablegen. 5600 Passagiere gingen am Hafen in Miami im US-Bundesstaat Florida an Bord - mit Kurs auf die Karibik. Das grösste Kreuzfahrtschiff der Welt wurde in der Werft Meyer Turku in Finnland erbaut.
Royal Caribbean International verspricht nicht weniger als eine «neue Ära der Ferien» durch ihr 365 Meter langes Kreuzfahrtschiff. Es stellt sich aber die Frage: Wer möchte auf dieser schwimmenden Disco-Insel Ferien machen? Viele Worte braucht es nicht für eine Antwort auf diesen maritimen Grössenwahn. Die Bilder und Fakten sprechen für sich.
Fünfmal so gross wie die «Titanic»
1,1 Milliarden Dollar soll der Bau der «Icon of the Seas» kosten. Mit einer Bruttoraumzahl von 250800 – das ist ein Mass für das Innenvolumen eines Schiffs – ist die «Icon of the Seas» fünfmal so gross wie die «Titanic».
Ein Rutschenparadies auf hoher See
Auf dem Oberdeck des Schiffs findet sich der nächste Superlativ: Der grösste schwimmende Wasserpark. Wie farbige Regenwürmer schlängeln sich die sechs Wasserrutschen über das Schiff. Darunter eine offene Freifallrutsche sowie eine Flossrutsche, auf der vier Personen gleichzeitig fahren können. Wer auf dem Schiff nicht die Treppe nehmen will, kann einfach rutschen.
Neun Whirlpools, sieben Swimmingpools
Mit einem Pool allein lockt man heute keine Kreuzfahrttouristen mehr an – das gehört zum Standard. Mit einem Fassungsvermögen von 150000 Litern gibt es auf der «Icon» den grössten Swimmingpool an Bord eines Kreuzfahrtschiffes. Insgesamt verfügt das Schiff über 16 verschiedene Pools. Darunter auch ein Infinity-Pool sowie ein Wellenbecken für Hobbysurfer.
Künstlicher Wasserfall, Minigolfplatz, Kletterpark
Auf dem Bug des Kreuzfahrtschiffes hat die Reederei eine riesige Glaskuppel gebaut. Im sogenannten «Aquadome» finden Akrobatik- und Tauchshows statt – und es gibt einen künstlichen Wasserfall. Und das alles mitten auf dem Meer. Die Leute wollen unterhalten werden. Verteilt auf den 20 Decks gibt es ein Dutzend Restaurants und Cafés. Und auch einen Minigolfplatz und einen Kletterpark.
Und eine Eishalle
In einem heruntergekühlten Theater finden auf dem Schiff Eiskunstlauf-Shows statt (ja, das ist wirklich so). Auch können die Passagiere selber die Schlittschuhe anziehen und übers Eis gleiten. Was absurd klingt, ist ein Symbol für einen Luxus, der mittlerweile in der Kreuzfahrt normal ist.
Tausende echte Pflanzen
Auch die Flora darf auf einem Kreuzfahrtschiff des 21.Jahrhunderts nicht fehlen. Die Reederei betitelt die Grünanlage auf dem Schiff als «Central Park». Nach Angaben von Royal Caribbean wachsen an Bord etwa 20000 Pflanzen und etliche echte Bäume.
Obligatorisches Nachhaltigkeitsversprechen
Wie nachhaltig ist eine solche Kreuzfahrt? Laut der Reederei müssen sich die Passagiere keine Sorgen machen. Die «Icon» soll das erste Modell der Flotte sein, dessen sechs Antriebsmotoren mit verflüssigtem Erdgas betrieben werden. Doch Nachhaltigkeitsversprechen gehören heutzutage genauso zum Standard wie die üppige Ausstattung der Tanker. Kreuzfahrtschiffe gehören neben Flugzeugen zu den klimaschädlichsten Fortbewegungsmitteln der Welt – ganz gleich, ob die Schiffe mit Schweröl, Schiffsdiesel oder Flüssiggas unterwegs sind.
Reisestopp Freizeitpark
Die Ziele des grössten Kreuzfahrtschiffs der Welt? Von Miami aus steuert die «Icon» eine Rundreise von den karibischen Inseln nach Mexiko sowie Honduras an. Der letzte Stopp liegt immer auf der Privatinsel von Royal Caribbean, auf «Coco Cay». Dort können die Passagiere das Gleiche tun, was sie zuvor auf hoher See gemacht haben: rutschen, im Pool sitzen oder co*cktails schlürfen. Einen Unterschied gibt es: Royal Caribbean verlangt für den inseleigenen Wasserpark ein zusätzliches Eintrittsgeld.
All inclusive?
Die siebentägige Rundfahrt auf dem schwimmenden Freizeitpark hat ihren Preis: Die Kosten für einen Platz in einer der Kabinen betragen etwa 2000 Franken. Eine Suite kann zwischen 5000 und 10000 Franken pro Person kosten. Das Essen und die Getränke sind darin nicht inbegriffen.
Nächster Gigant ist schon unterwegs
Kreuzfahrtreisen gelten seit einigen Jahren nicht mehr als zeitgemäss. Die Reederei Royal Caribbean baut in Finnland aber bereits an ihrem nächsten schwimmenden Koloss. Die «Utopia of the Seas» wird voraussichtlich im Sommer 2024 fertiggestellt. Ihr Volumen gleicht demjenigen der «Icon of the Seas». Offiziell soll sie aber nur als zweitgrösstes Schiff der Welt gelistet werden.
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